Der Eindringling mit der Katsina Maske Info

Der Eindringling mit der Katsina Maske

Auf den Spuren von Aby Warburg bei den Pueblo-Gesellschaften

Radiofeature von Egon Koch
Produktion: DLF 2024

Die 22 Pueblo-Gesellschaften der USA haben Schilder aufgestellt, die Fotografieren, Skizzieren und jegliche Art von Aufnahmen in ihren Orten verbieten. Aby Warburg hat seinen Anteil daran.

Der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler machte September 1895 bis Mai 1896 eine Reise durch den Südwesten der USA. Bei Pueblo-Gesellschaften – wie den Cochiti und Hopi – wollte er „reiches Material zum Studium der Frage nach der Entstehung symbolischer Kunst finden“ und kaufte Kunst-, Zeremonial- und Alltagsgegenstände, von Tongefäßen bis zu Katsina-Figuren. Nein, er stahl nichts, aber vor allem bei den Hopi überschritt er Grenzen, wie viele Anthropologen zu seiner Zeit. Er betrat eine Kiva, den heiligen Zeremonien- und Versammlungsraum, fotografierte zeremonielle Tänze und ließ sich selbst fotografieren, mit einer Katsina Maske auf den Kopf.

Die Heimsuchungen vieler westlicher Wissenschaftler, wie Warburg, deren Verletzungen der Regeln haben die Pueblo-Gemeinschaften traumatisiert und misstrauisch gemacht. Zum eigenen Schutz haben die Hopi seit den 1920er Jahren ein Fotografier- und Filmverbot heiliger Zeremonien erlassen. Die Cochiti halten bereits seit der spanischen Kolonialisierung ihre heiligen Zeremonien im Geheimen ab.

Auf den Spuren von Aby Warburg fragt der Autor nach der Lebenswelt der Pueblo-Gesellschaften. Liegt es am unterschiedlichen Verständnis von Wissen, weshalb die westliche und indigene Kultur bis heute aufeinanderprallen? Wie kann Vertrauen aufgebaut werden? Geheimhaltung ist für die Pueblo-Gemeinschaften überlebenswichtig. Aber wie soll die im Zeitalter des Internets bestehen?

Sendetermine
02. Februar 2024, 20:05 – 21:00 Uhr, Deutschlandfunk | Feature am Freitag
10. Februar 2024, 18:05 – 19:00 Uhr, Deutschlandfunk Kultur | Feature