Die Vertriebenen von Louisiana-Info

Die Vertriebenen von Louisiana

Wie Landzerstörung Indigene zur Umsiedlung zwingt

Radiofeature von Egon Koch
Produktion: WDR, DLF, hr + ORF 2023

Der durch den Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels bedroht vor allem Länder der Dritten Welt, wie Bangladesch – so dachte man bisher. Doch auch im Süden der USA müssen Menschen vor dem Wasser fliehen, ein aufwendiger und konfliktreicher Prozess.

An der Südküste der USA, unweit von New Orleans, versinken ganze Landstriche im Golf von Mexico. Die Landmasse der vor allem von Indigenen bewohnte Isle de Jean Charles ist in rund sechzig Jahren um 98 Prozent geschrumpft. Aber weder Anstieg des Meeresspiegels noch die Wirbelstürme sind die Hauptursachen, sondern die von Öl- und Gasgesellschaften gebauten Kanäle. Durch sie dringt Meerwasser ein und erodiert das Land. Dennoch wurde die Insel vom Deichschutz ausgeschlossen. Begründung: Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht auf.

2016 hat die Obama Regierung 48,2 Millionen Dollar für die Umsiedlung bereitgestellt und die Bewohner als Klimaflüchtlinge eingestuft. Der Staat Louisiana übernahm die Leitung des Umsiedlungsprojekts und ging kaum auf die Wünsche der Indigenen ein. Bis Ende 2022 sind knapp 100 Einwohner in die 40 Meilen nördlich neu erbaute Siedlung umgezogen. Sie sehen sich nicht als Flüchtlinge, sondern als abermals von ihrem Land Vertriebene.

Sendetermine
19. November 2023, Sonntag, 13:04 Uhr + 20:04 Uhr; WDR 5 – DOK5 Feature
19. November 2023, Sonntag, 18:04 Uhr; hr 2 – Feature
05. Dezember 2023, Dienstag; 19:15 Uhr, Deutschlandfunk – Feature
20. Januar 2024, Samstag; 9:05 Uhr, ORF1 – Feature

Egon Koch, Jahrgang 1955, verbrachte seine Kindheit auf dem Rheinschiff »Rabelais“. In Berlin studierte er Germanistik und Theaterwissenschaften. In Paris kam er in den 1980er-Jahren zum Hörfunk. Er verwirklichte Radiofeature, Hörspiele, Dokumentarfilme und Romane. Jüngste Auszeichnungen: Hessischer Journalistenpreis 2020, Columbus Radiopreis 2022.