Transfer — Diktate über Stillstand und Bewegung Info-Literatur

Transfer — Diktate über Stillstand und Bewegung

Exposé zur Erzählung

Geschrieben 1997/1998 in Hamburg
 
Die Erzählung handelt von Willensfreiheit und Gefangenschaft, von Unbedingtem und Bedingtem, von Veränderung und Vergänglichkeit im menschlichen Leben. Sie hat einen in seiner Existenz gefährdeten Ich-Erzähler zur Hauptperson. Der Traumlogik folgend, treten alle anderen Figuren nur im Verhältnis zu ihm auf.

Zu Beginn eine alltägliche Begebenheit: Er steigt in einen Bus ein. Und findet sich zum zweiten Mal in den Transfer zum Forschungsschiff versetzt. Im Verlangen, ein freies und authentisches Leben zu führen, widerstrebt ihm die Wiederholung. Aber Menschen aus der Vergangenheit suchen ihn heim und konfrontieren ihn heute mit Fragen nach seiner Arbeit und Existenz. Allmählich begreift er, dass das Neue im Alten liegt, das Fremde im Bekannten. Das Schiff wird zur Welt und zugleich zum Vehikel, das Unbekannte zu erforschen, das Vergessene zu erinnern. Nach einer Seereise, nach der Erfahrung der Unendlichkeit kommt ihm nach Jahren erstmals wieder seine tote Mutter in den Sinn. Er kehrt dorthin zurück, woher er kommt, in Heimatort und Elternhaus. Diesen Weg muss er alleine gehen, seine Frau hat sich von ihm getrennt.

Im zweiten Teil der Erzählung hat er mit dem Ausgangsort seines Lebens die Endstation seines Transfers erreicht. An Menschen gebunden, sitzt er fest. Im Stillstand entdeckt der Ich-Erzähler die Möglichkeit, im Geiste unterwegs sein und seinen Befreiungswillen an andere Orte überführen zu können. Ein anderer Transfer beginnt. Er schickt sein Spiegelbild aus der Vergangenheit auf Reise in die Neue Welt. Beim längeren Zwischenhalt in Paris findet er seine Frau wieder. In einem Theaterstück spielen sie ihre eigene Liebe und Trennung durch. Das Paar stellt die Zeit dar. Wenn es sich bewegt oder wenn es steht, bekommt man ein Verständnis für Vergänglichkeit oder Stillstand der Zeit. Seine Versuche, ihre Emanzipation spielerisch zu verarbeiten, werden mit denen des Ich-Erzählers kontrastiert, im Elternhaus seine eigene Identität wiederzufinden. Beide Auseinandersetzungen sind Reinigung der Vergangenheit und gleichzeitig Vorbereitung auf die Zukunft. Mit einem Schiff bricht der Ich-Erzähler zuletzt nach Paris auf. In einem Hotel begegnet er seinem Spiegelbild, das kurz davor ist, mit einer Fähre in die Neue Welt überzusetzen. Dort an Land gegangen, wird ihm der Einlass verwehrt. Er hat kein Visum. Erst als er zur Anteilnahme am Leben seiner Frau zurückfindet, bekommt er Zutritt und kann in der Fremde zum neuen Menschen werden. Zugleich macht sich auch der Ich-Erzähler auf seinen Weg.

Im letzten Teil der Erzählung fährt er nochmals auf dem Forschungsschiff, die Insel der Heimat als Ziel. Nach Sturm und Ohnmacht, nachdem seine Mutter tot ist und er sich mit dem Vater entzweit hat, findet er sie erstmals in der Stadt, in der er lebt, im Schreiben selbst. Im Bewusstsein, er sei in eine ältere Generation übergewechselt und sei allein verantwortlich für sein Leben, mustert er ab und tritt aus dem Kreislauf der Ereignisse heraus.

Ca. 150 Seiten.