Ode an Roswitha — Eine katastrophale Liebesgeschichte Info-Literatur

Ode an Roswitha — Eine katastrophale Liebesgeschichte

Exposé zum Roman

Geschrieben 1991 / 1992 in Lissabon
Auszug gelesen im Norddeutschen Rundfunk, 1993

Am Anfang fährt ein Schiff in den Hafen ein. Am Ende, während ein weiteres Schiff einfährt, läuft eine Schute aus einem anderen Hafen aus. Dazwischen taucht immer wieder der Topos Schiff auf, er steht für die bedrohte Existenz des Protagonisten.

Der Hafen ist Lissabon. Hier begegnet ein Namenloser zwei Prostituierten. Sie führen ihn zum Tanz, entführen ihn ins Unbekannte, in seine eigene Vergangenheit. Abseits des gelebten Lebens wird er mit Katastrophen seines Daseins konfrontiert.

Das Hotelzimmer wird zu seiner Welt. Erinnerungen, leibhaftige Menschen treten zu ihm ein, entwickeln eine auf seine Identität abzielende Dynamik. Sein Verhältnis zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Roswitha rückt in den Mittelpunkt. Episoden seiner Seitensprünge kulminieren am Punkt, aufgrund einer Abtreibung mit ihr kinderlos zu sein.

Angesichts der Tatsache beginnt er, Verantwortlichkeit zu entwickeln, sich um sein Kind, die Literatur zu kümmern und die Schrecken zu wiederholen, zu verwandeln. Schreibend nähert er sich seiner Herkunft an, schafft sich einen Boden, auf dem er gehen kann.

Auch die Entdeckung Lissabons wird zusehends zur Entdeckung innerer Bezirke. In der Stadt ist die Wirklichkeit traumhaft und der Traum wirklich. Von einem Ausflug zum Meer kehrt er verändert zurück. Ihm eröffnet sich das Geheimnis von Raum und Zeit.

In einem Brief verfolgt er das Thema der Leere und Abwesenheit, aus dem das Erzählen entspringt. Er gipfelt in der Ode von Roswitha, dem Bekenntnis seiner Liebe. In der Gefahr zu vereinsamen, kehrt er im Laufe des Briefschreibens heim in das Elternhaus. Als er sich dem Unverständnis seiner Familie gegenübersieht, schützt ihn sein Kind wie ein Schatten. Jetzt ist seine Krise vorbei, er unterschreibt den Brief mit Gernot.

Zu sich gekommen, verlässt er als anderer Mensch das Elternhaus, um in einem Baden-Badener Hotel an die Arbeit zu gehen. Für den Rundfunk formt er eine Erzählung über die Rheinschifffahrt. In ihr erreicht er das Schiff Sureign, auf das er sich von Anfang an zu bewegt hat, kommt in den Lebensstrom zurück. „Nous sommes embarqué“, lautet der letzte Satz.

Ca. 230 Seiten