Von Hamburg nach Liebenrode Info

Von Hamburg nach Liebenrode

Mit 50 ins Harzvorland

Radiofeature von Egon Koch
Produktion: MDR + RBB 2018

Im Jahr 2012 machen Ramona Krone und Andreas Tapio Scheid das völlig Unübliche. Sie ist 52 und er 49, als beide aus einem Hamburger Elbvorort in die ostdeutsche Provinz ziehen – nach Liebenrode in Nord-Thüringen, Süd-Harz. Aus einer 1,8 Millionen Stadt in ein Dorf mit 280 Einwohnern.
Ramona ist im ehemaligen Grenzsperrgebiet aufgewachsen. In der DDR durfte sie nicht studieren und so leben, wie sie wollte. 1982 stellte sie einen Ausreiseantrag und wurde 1984 von einem auf den anderen Tag ausgewiesen. Sehr zur Sorge ihrer Eltern.
Sie zog nach Hamburg, arbeitete als Physiotherapeutin und Tai Chi Lehrerin. Am Elbstrand lernte sie Andreas, einen Architekten, kennen. 1995 heiratete das Paar. Beide fühlten sich in Hamburg nicht richtig heimisch und bauten in vielen Jahren an den Wochenenden das frühere Postgebäude in Liebenrode zum Wohnhaus um. 2012 dann der Umzug, die Zäsur. Auslöser war der Tod von Andreas Vater. Für Andreas ein Neuanfang, für Ramona eine Rückkehr in den Ort ihrer Kindheit.
Sie geriet in eine Identitätskrise. Für Physiotherapie oder Tai Chi gab es hier keine Nachfrage. Und sie wurde mit ihrer eigenen ost-west-deutschen Lebensgeschichte konfrontiert. Zudem hatte das Paar keine Anonymität mehr wie in der Großstadt, sondern musste mit allen Bewohnern umgehen, vom Linken bis zum bekennenden Nazi.
Ist es unter diesen Umständen möglich, sich zu integrieren? Anzukommen und sich heimisch zu fühlen? Freunde zu finden?

Sendetermine
26. November 1995, 11.05 — 12.00 Uhr, NDR 4
MDR Kultur, 29.Dezember 2018, 09:05 – 09:35 Uhr
RBB Kulturradio, 29.Dezember 2018, 09:05 – 09:35 Uhr