AAA-Entwurf-Info

Wasserläufe – Vom Rückbau der Staudämme und vom freien Fluss

Hördokumentation von Egon Koch

1.Projektbeschreibung

Flüsse sind Lebensadern. Sie sind Teil des Wasserkreislaufs, Lebensraum, Wirtschaftsfaktor, Transportweg, Energielieferant, Biotop und Sehnsuchtsort. Aber nahezu alle Flüsse sind domestiziert. Jeder Staudamm ist eine Blockade. Staudämme bewirken, dass Arten aussterben, Menschen vertrieben werden und sich der Klimawandel verschärft. Gerade in der Klimakrise würden intakte Flüsse und ihre Auen vor Überschwemmungen und Trockenheit schützen.

Beim Rückbau der Staudämme in Flüssen gibt es eine große Diskrepanz zwischen den USA und Europa: In den USA wurden in den letzten Jahren 2000 Dämme abgebaut, in den Balkanländern sind mehr als 3000 neue Staudämme geplant.

Im Jahr 2024 werden drei große Dämme im Klamath River in Nord-Kalifornien abgetragen, wodurch etwa die Lachse 500 Meilen ungehindert weit schwimmen und laichen können. Zugleich bauen in den Balkanländern zumeist chinesische Investoren Staudämme, wie in der Drina (Montenegro, Serbien und Bosnien), der Neretva (Bosnien). Damit verfolgt China die Strategie, Kredite an die Balkanstaaten zu geben, wenn die nicht zurückzahlen können, bekommt China Einfluss über die Staudammbetriebe.

Die EU hat eine Biodiversitätsstrategie entwickelt: Hindernisse, die die Durchgängigkeit von Oberflächengewässern verhindern, sollen ermittelt und beseitigt werden, so dass bis 2030 mindestens 25 000 km Flüsse wieder in einen frei fließenden Zustand versetzt werden. Dieses Ziel ist in das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) eingeflossen, das Anfang 2024 verabschiedet werden soll.

Zwischen den extremen Polen USA und Balkan gibt es in Deutschland kleinere Staudamm-Rückbau-Vorhaben.

Das Projekt „Lebendige Flüsse“ des WWF (World Wide Fund For Nature) wird 2024 (finanziert überwiegend von der Deutschen Postcode Lotterie) drei Rückbauten in Bayern (an der Pegnitz, an der Kleinen Paar in der Gemeinde Baar und am Hühnerbach bei Bidingen) umsetzen.

Bei Rückbauten kommt Kritik oft von Anrainern von Staudämmen, sie möchten die Landschaft so belassen, wie sie sie gewohnt sind.

Inhaltlich verfolgt die Hördokumentation die Frage, ob die Vorgabe der EU, bis 2030 mindestens 25 000 km Flüsse wieder in einen frei fließenden Zustand zu bringen, realistisch ist oder doch das doch eher für den Bewusstseinswandel in der Bevölkerung ausgegeben wird. Eine andere Frage lautet: Wird immer noch mehr Geld für die Zerstörung als für den Erhalt der Natur ausgegeben?

Zugleich wird die Hördokumentation die Schönheit der Flüsse durch eine Vielfalt von Wasser- und Tiergeräuschen und menschlichen Stimmen zu Gehör bringen, gebrochen vom Lärm der Turbinen in den Wasserkraftwerken, von den Geräten beim Abbau der Staudämme.

2. Erläuterung zur geplanten Umsetzung

Die Hörfunkdokumentation Wasserläufe begleitet engagierte Protagonisten von Dammrückbau-Projekten (u.a. Bayern) und am Klamath River. Zudem bringt sie den Widerstand gegen den Dammbau in Bosnien-Herzegowina zur Sprache. Darin eingebettet sind die Aussagen von Aktivisten und Wissenschaftlern.

Gleichzeitig vermittelt die Hörfunkdokumentation durch Stimmen die Erfahrung und Erinnerung von Menschen, die nahe eines der genannten Staudämme leben, die der Indigenen am Klamath River oder die der Einheimischen in Bayern sowie Bosnien-Herzegowina. Stimmen, die sich in ihrer Vielfalt und über ihre Unterschiede vereinen, indem sie den Äußerungen, Manifestationen, Transformationen des Flusses zuhören und sie übersetzen, neu imaginieren und repräsentieren. Das bedeutet, dass das aufmerksame Zuhören durch die Kontinuität mit dem Wasser, also dem Aufwachsen und Leben an seinen Ufern, erlernt wird, da man sich dadurch bewusst ist, dass der Fluss ein Lebewesen ist, sich das Wasser durch Zeichen und Signale mitteilt: sein Lauf, Temperament, seine Veränderungen bei Hoch- und Niedrigwasser, Regen, Badestellen, Fischvorkommen, Stauungen bei Staudämmen. Mit der Sensorik der Lokalität der Stimmen und all seinen Geräuschen werden die Hörer durch den Staudamm irritiert und tauchen nach seinem Rückbau in den freien Lauf des Flusses ein…