Die Wunden der Gewalt
Traumatische Erfahrungen von Geiselopfern
Radiofeature von Egon Koch
Produktion: NDR & RB 1997
Erniedrigung und Machtlosigkeit sind das bestimmende Erleben jedes Menschen in Geiselhaft. Vor allem der völlige Kontrollverlust über das eigene Schicksal lähmt das Opfer. Nach Befreiung oder Freilassung bleibt die Erfahrung erlittener Gewalt gegenwärtig, prägen posttraumatische Belastungsstörungen das Leben der ehemaligen Geisel. Das Opfer muss lernen, mit körperlichen und seelischen Verletzungen zu leben.
„Geiselnahme ist eines der schlimmsten Verbrechen, noch schlimmer als Mord“, sagt Heinrich Strübig in Anbetracht der Folgen. Wurde er in der Ausnahmesituation des libanesischen Bürgerkrieges über drei Jahre als Geisel lebendig begraben, so geriet Ines Falk 1988 beim Besteigen eines Bremer Linienbusses in die Gewalt von Kriminellen. Achtzehn Stunden Ohnmacht, Todesangst und zuletzt der Mord an ihrer Freundin haben ihre Seele derart tief verwundet, dass sie heute sechzig Kilo Übergewicht hat. Aus Schutzbedürfnis. „Ich möchte nicht mehr verletzt werden“, sagt sie. Nach der Geiselnahme wird Ines Falk ein zweites Mal Opfer. Im täterorientierten Gerichtsverfahren stellt der Staranwalt ihre Glaubwürdigkeit in Frage. Und Heinrich Strübig muss nach Jahren erfahren: Die Bundesregierung hat nicht alles für seine Freilassung getan. Alte Wunden brechen auf.
Regie: Egon Koch
Sendetermine
03. August 1997, 11.05 – 12.00 Uhr, NDR 4
08. September 1997, 21.00 – 22.00 Uhr, RB 2
07. Dezember 1997, 09.00 – 10.00 Uhr, DRS 2
07. August 1998, 15.05 – 16.00 Uhr, WDR 5