Zurück
Exposé zum Roman
Hamburg, 2009/2010
Der 30 Jahre alte Tristan ist in der Mitte seines Lebens noch unbehaust und sucht nach seinem Platz in der Welt. In seiner Kindheit hatte er den auf dem Schiff, so kehrt er zum Fluss zurück.
Zurück – ist das Leitmotiv des Romans in all seinen Facetten und Variationen: Rückkehr, Rückweg, Rückwärts, Umkehr, Wiederholung… An einer Stelle heißt es im Roman: „Welchen Weg soll ich nehmen?“ „Den Weg, den wir gekommen sind.“
Gegenläufig sind die Bewegungen des Zurück. Einmal kehrt Tristan von einem Aufenthalt in Paris nach Berlin zurück. Der Mann, mit dem er vor vier Jahren dorthin gezogen ist, kommt nicht mit. Er ist tot. Was ist passiert? Aber Tristan hat eine Tasche voller Bücher bei sich. In einer losen Sammlung von verschiedenen Episoden hat er das in Paris Erlebte festgehalten. Der Schriftsteller, dem er die Bücher bringt und in dessen Schöneberger Wohnung er unterkommt, kann sie nicht einfach lesen, sondern er muss sie entziffern und in anderer Form wiedergeben.
Berlin ist die reale Ebene: Seine Arbeit in der Buchhandlung, die Bestandsaufnahme seines Lebens, das Bemühen, finanziellen Boden unter die Füße zu bekommen, Begegnungen mit Menschen… Über den Unterschied zwischen beiden Städten sagt er: „Wenn in Berlin auch vieles nicht optimal ist, aber die Lebensmittel, die Gemüse sind bis zur Hälfte billiger als in Paris.“ Hier nähert sich Tristan einer unerreichbaren Liebe an und zugleich trennt sich der gemeinsame Weg mit seiner bisherigen Lebensgefährtin, mit der er in Paris gewesen ist.
Von Berlin aus kehrt er über die Brücke der Fiktion und mit seinem Alter Ego Franz immer wieder nach Frankreich und Paris zurück. In Variationen des großen Themas Zurück, wie beim Jazz, nähert er sich den Ereignissen auf zwei Hausbooten an und seinen Versuchen, dort ein Zuhause zu finden und sein Leben auf Kurs zu halten. Kindheitserinnerungen an das Rheinschiff Rimbaud, das Schiff der Kindheit, werden wach, an jenen Ort der Heimat, in dem er geborgen und zugleich unterwegs war.
Auf den Pariser Hausbooten, am Ziel seiner Wünsche, treten Konflikte mit den Eigentümern der Schiffe auf, den Patriarchen, dem Vater. Er wird damit konfrontiert, dass er noch hohe Mietrückstände hat und das Hausboot ein Ort der Schuld und Sühne ist. Er muss begreifen: In einem Alter von 30 Jahren gibt es kein zurück in ein unschuldiges Dasein, weder in den Mutter- noch in den Schiffsbauch.
In einem langen Blues nimmt er Abschied von den Hausbooten in Paris und zugleich von seiner Kindheit. Erwachsen werden hat seinen Preis. Das Ende der einen Liebesgeschichte geht einher mit dem Ende einer anderen. Sowohl er als auch seine Lebensgefährtin gehen andere Verhältnisse ein: „Bist du denn nicht mehr verliebt?“ „Doch, ich war es. Ich habe es aber irgendwie verloren.“
Im Laufe der Geschichte löst sich peu a peu auch das Geheimnis um den Toten. Er selbst hat einen Menschen getötet, um sich von der Vergangenheit zu lösen.
Am Ende hat er in Berlin seinen Platz noch nicht gefunden, aber er imaginiert hier, dass ein Schiff in Paris auf ein Ufer zufährt. Der Kreis schließt sich und zugleich beginnt seine Suche nach einem Platz von neuem. Tristans letzter Satz lautet: „Dort möchte ich wohnen.“
Der 2009/10 in Hamburg geschriebene Roman „Zurück“ umfasst etwa 250 Seiten.